Geschichte

Die Zehntscheune in Freden/Leine

 

I.       Geschichte

II.      Bauweise und Konstruktion

III.    Baumaßnahmen

IV.     Nutzung

I. Die Geschichte der Zehntscheune

Die älteste Nachricht von „Fredenon“ stammt aus dem Jahre 1068.  Grundherr des Ortes war der Bischof, doch 1188 fiel der Ort mit anderen Besitzungen an das Kloster Marienrode.

Erst im Jahre 1296 erhielt Bischof Siegfried II das Patronatsrecht zurück.  Der Bischof besaß ein „festes Haus“ auf der Muschelkalkklippe, die sich über der Leine am östlichen Dorfeingang nahe der Kirche erhebt.  Mauerreste davon sind noch heute vorhanden.  Das „feste Haus“ bildete zusammen mit der bischöflichen Mühle und der später erbauten Zehntscheune (1739) ein großes Anwesen.  Dieses Anwesen wurde 1382 mit anderen Besitztümern der Herren von Freden an Herzog Albrecht von Braunschweig verkauft.  Später wurde es noch einmal verpfändet und fiel erst nach Abtragung der Pfandsumme an den Bischof ( Amtssitz Winzenburg ) zurück.

Die eigentlichen Gemeindemitglieder waren die Bauern.  Sie hatten das Stimmrecht, das Recht auf Nutzung der Gemeindeweiden und das Recht der Schweinemast im Wald.  Mit diesen Rechten verbanden sich jedoch auch viele Pflichten, die aus der Zeit der Leibeigenschaft bestanden. Die Bauern waren dem residierenden Fürsten in Hildesheim untertan. 1869 hob man die Leibeigenschaft im Stift Hildesheim auf.  Doch trotz persönlicher Freiheit blieben die Bauern nur Nutznießer des Ackerlandes, das dem Gutsherrn gehörte.  Das erbliche Nutznießerrecht konnte ihnen nur bei schweren Verfehlungen genommen werden.  Die Abgaben bestanden in Naturalien und in Dienstleistungen.

Im Jahre 1770 musste beispielsweise Großfreden an das Amt Winzenburg abgeben:

¨      jeder Bauer der Gänse hielt, eine Gans

¨      63 Rauchhühner, 50 Erbzinshühner

¨      das Feiste-Kuh-Geld

¨      der Rottzins (von gerodetem Land)

¨      Teilkorn (vom Teilland, gleich 255 Morgen Land, verteilt auf 12 Höfe)

¨      Thomas Hafer (von den Hörigen zu zahlen)

¨      Seelkorn

¨      Wachtegeld (Sold des Turmwächters)

¨      Laten- und Hofzins

¨      2 Schock Eier

Die wichtigste Abgabe war der Kornzehnte, dessen Höhe nach der Anzahl der auf dem Felde stehenden Stiegen berechnet wurde.  Die Anzahl der Garben pro Stiege war durch eine Verordnung festgesetzt.  Das Teilkorn lagerte in der Großfredener Zehntscheune, während der Zehnte in die Scheune von Winzenburg (Hasekenhusen) gebracht wurde.  Seit 1826 wunde die Großfredener Zehntscheune verpachtet. 1840 verkaufte man die Scheune.  Sie gehörte dann zum Sanderschen Hof.  Als dieser Hof nicht mehr bewirtschaftet wurde und die Scheune keine Nutzung mehr fand, schenkte der letzte Eigentümer das Gebäude der Gemeinde Freden.

II. Bauweise und Konstruktion

Die Scheune besteht aus einem 14,60 x 29,35 m großem Natursteinbau mit Walmdach und einem  Anbau in Fachwerkbauweise, 8, 47 m  x 5,10 m  groß.   Der Anbau und ein 5,77 m x 14,20 m großer Vorplatz werden von einem Satteldach bedeckt.

Die eigentliche Scheune von 1739 besteht aus 73 bis 83 cm dicken Natursteinwänden, die ca. 4,6O m hoch sind.  Von der Westseite zur Ostseite verläuft eine seitlich gelegene Längsdurchfahrt, mit beidseitig je einem 3,50 m breiten Tor.

Die Scheunendurchfahrt ist 4,09 m breit und wird von dem übrigen Scheunenbereich durch eine Fachwerkwand getrennt, deren Ausfachungen der Wand nur noch teilweise geschlossen sind.

Auf einer Holzbalkenlage steht der Dachstuhl als gemischte Konstruktion aus zweifachliegendem Pfettendachstuhl mit Kehlbalken und Walm.  Auf der Südseite befinden sich im Dach drei Schleppdachgauben.  Ursprünglich wurde nur die Zehntscheune alleinstehend gebaut.  Später, der Zeitpunkt ist nicht bekannt, baute man einen Fachwerkanbau an die Scheune.  Dieser ist dreiseitig geschlossen, wobei eine Wand durch die Nordwand der Natursteinscheune gebildet wird.  Die Westseite ist bis auf eine 1,45 m lange Wand vollständig geöffnet und wird nur durch ein senkrechtes Lattengatter geschlossen.  In Höhe der Holzbalkendecke der Scheune befindet sich auch über dem Anbau eine Holzbalkendecke, die auch den Vorplatz bedeckt.

Fünf Holzstützen, die die Deckenbalken des Anbaues tragen, begrenzen den überdachten Platzbereich auf der Westseite.  Darüber befindet sich ein Pfettendach, dessen Mittelpfetten von der Giebelkonstruktion und je zwei schrägstehenden Stielen mit Kopfbändern getragen wird.  Im Kehlenbereich laufen die Sparren des Scheunenwalmdaches durch, während die Sparren des Anbaus auf diese Sparren stoßen.

III. Baumaßnahmen

Die Fredener Zehntscheune steht unter Denkmalschutz. Infolge steter Witterungseinflüsse befand sie sich bis Anfang der 80er Jahre in einem schlechten baulichen Zustand.  Auf Anregung der Gemeinde Freden wurde das Thema „Nutzung der Zehntscheune“ Bestandteil einer Diplomarbeit im Fachbereich Architektur.

Im Jahre 1984 begann man das Gebäude im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms zu sanieren.  Dabei waren folgende Arbeiten zunächst auszuführen:

  • Abtragung der alten Dachziegel
  • Erneuerung sämtlicher schadhafter Hölzer der tragenden und nichttragenden Dach- und Balkenkonstruktion
  • Neueindeckung des Daches mit roten Dachziegelpfannen mit einer historischen Abdichtung mittels sogenannter Pappdocken
  • Reinigung der Außenwandflächen des Bruchsteinmauerwerks und Neuverfugung schadhafter Stellen
  • Erneuerung der beiden Hauptdurchfahrtstore (Eiche)
  • Neugestaltung der Außenanlagen im Umfeld der Scheune einschließlich der Bergstraße bis hin zur Kirche.  Vor der Scheune wurde z.T. altes Basalt-Kopfsteinpflaster wiederverwendet.  Der Rest wurde mit anthrazitem Betonpflaster weitestgehend dem Kopfsteinpflaster angeglichen.
  • Aufstellung neuer Straßenlaternen in historischer Form.

Nach der Außensanierung der Scheune und deren Umfeld vermittelt sich bereits dem Besucher äußerlich ein harmonischer und ansprechender Eindruck.  Dies wurde durch den Innenausbau der Scheune fortsetzen.  Um die Nutzung des Gebäudes zu vervollkommnen, war es dann dringend erforderlich, die sanitären Anlagen im Anbau zu errichten und in der gesamten Scheune einen Fußboden zu verlegen.

IV. Nutzung

Im Jahre 1989 schlossen sich dann Fredener Bürger zu einem Verein zusammen, um das zu diesem Zeitpunkt bereits im Außenbereich sanierte, historische Zehntscheunengebäude sinnvoll zu nutzen. Der Verein verfolgte dabei zwei Hauptziele:

  1. die Fredener Zehntscheune für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen,
  2. die baulichen Maßnahmen im Innenbereich vorzunehmen.

Es stellte sich dabei heraus, dass dieser Plan große Zustimmung innerhalb, aber auch außerhalb des Ortes fand und von vielen Institutionen und Privatleuten unterstützt wurde.  So fanden bereits im Gründungsjahr 1989 eine Reihe von Konzerten und anderen kulturellen Veranstaltungen statt.  Nachdem diese ersten Aktionen auch überregional bekannt wurden, flossen öffentliche und private Spenden, mit deren Hilfe der Innenausbau vorangetrieben wurde.  Heute präsentiert sich die Fredener Zehntscheune als ein Veranstaltungsort, der für kulturelle Aktivitäten aller Art die nötigen Voraussetzungen bereithält:  Bestuhlung für ca. 350 Personen, Bühne, Beleuchtungs- und Beschallungsanlage.  Der Förderverein stellt seit 1989 jährlich ein Kulturprogramm für die Zehntscheune zusammen.  Bei Kunstausstellungen, Theatervorführungen, Dichterlesungen, Oldie-Nights, Kleinkunstmärkten, Big-Band Konzerten bis hin zu den Internationalen Fredener Musiktagen, die der Förderverein Zehntscheune mit ins Leben gerufen hat, haben zahlreiche Besucher bestätigt, dass die besondere Atmosphäre der Zehntscheune mit ihrem Bruchsteinmauerwerk und ihren Holzbalkenkonstruktionen wohl einzigartig in dieser Umgebung ist.